Frauen und Mädchen

Vizepräsidentin Wutke: "Im Fußball der Frauen hat eine neue Zeitrechnung begonnen"

Überreicht RB-Spielerin Johanna "Jojo" Kaiser die Medaille zur Meisterschaft: NOFV-Vizepräsidentin Elfie Wutke (r.) © Getty Images

Im Nordosten hat sich im Fußball der Frauen in den letzten vier Jahren viel getan. Wie bewertet unsere Vizepräsidentin und Vorsitzende des Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball - Elfie Wutke - die jüngsten Entwicklungen?

NOFV: Mit RB Leipzig ist ein neuer NOFV-Vertreter in die Bundesliga aufgestiegen und tritt in große Fußstapfen vom 1. FFC Turbine Potsdam, der leider abgestiegen ist. Was können wir in der ersten Saison von Leipzig erwarten?

Elfie Wutke: Die Potsdamer Erfolge sind und waren grandios, doch nun hat im Fußball der Frauen gefühlt eine neue Zeitrechnung begonnen. Das sehen wir z.B. auch am Bundesligaaufsteiger aus Leipzig. Sicher ist der Klassenerhalt das primäre Ziel, doch ich bin davon überzeugt, dass RB Leipzig ein erstligataugliches Team hat. Ganz anders als vorher Lok Leipzig in der Saison 2011/12. RB Leipzig hat zwar erst seit der Saison 2016/17 Frauen- und Mädchenfußball im Spielbetrieb, doch schon in der letzten Saison haben sie die Fans begeistert: Souveräner Meister in der 2. Bundesliga und dann die grandiosen DFB-Pokalspiele (0:1 im Halbfinale gg SC Freiburg). Das war nicht nur ein Flow.

Am 15. Oktober (Anstoß 14 Uhr) trifft der Erstligaaufsteiger, am 4. Spieltag der google-Pixel-Bundesliga, in der Red Bull Arena auf den mehrmaligen Meister und Pokal- und Champions League Sieger VfL Wolfsburg – ein absolutes Highlightspiel (Tickets gibt es hier). Ich werde es nicht verpassen und freue mich auf ein hoffentlich volles Stadion!

NOFV: In Berlin tut sich auch viel. Hertha BSC hat eine Frauenabteilung bekommen. Union Berlin und Viktoria Berlin professionalisieren sich...

Wutke: Endlich machen die Berliner Vereine ernst. Union hat ja schon mehrmals in der 2. Bundesliga gespielt, konnte sich dort aber nicht behaupten. Nun sind aber auch die Spielerinnen Profis, der Staff hauptamtlich und somit darf man in den nächsten Jahren einiges von den "Eisern Ladies" erwarten.

Am Beispiel Viktoria kann man sehen, dass es nicht immer einen Lizenzverein bedarf, um Meister zu werden oder medial auf seine Botschaft und Vision aufmerksam zu machen. Sicher hat Viktoria infrastrukturell einige Nachteile gegenüber Union und Hertha BSC, aber auch diese Vereine haben ihre Schwierigkeiten mit der Sportstättennutzung in der Stadt Berlin.

"Die Stadt kann sehr gut zwei Bundesligisten haben"

Bei Hertha BSC ist beachtlich, dass es die Mitgliederversammlung war, die sich entschieden hat das Projekt anzugehen - der Wunsch nach einer Frauenabteilung kam also von den Mitgliedern und Fans. Das Team und neue Engagement von Hertha BSC braucht sicher noch etwas, um sich zu entwickeln und zu den besten der Liga zu gehören, man darf gespannt sein, wie es weitergeht.

Aber bitte vergessen wir bei den Berliner Vereinen nicht Türkiyemspor Berlin, die seit drei Spielserien auch in der Regionalliga spielen und zuletzt die Plätze zwei und drei belegten. Mit der „Kreuzberger Kiez Kultur“ verkörpern sie die Berliner Vielfalt authentisch und haben regelmäßig beeindruckende Zuschauerzahlen. Zusammengefasst: Die Stadt kann "sehr gut" zwei Bundesligisten haben.

NOFV: Durch den F. C. Hansa Rostock gibt es nun auch einen Bundesligisten in Mecklenburg-Vorpommern, der Frauen- und Juniorinnenmannschaften stellt. Wird der F. C. Hansa zeitnah in der Frauen-Regionalliga zu begrüßen sein?

Wutke: Da aktuell kein Team aus Mecklenburg-Vorpommern mit zu den zwölf Regionalligisten gehört und sich der Traditionsverein nun auch dem Frauen- und Mädchenfußball verschrieben hat, habe ich schon die Hoffnung, dass sich "bei Hansa" auch langfristig ein leistungsfähiges Team bzw. Abteilung entwickelt. Mangels sportlicher Perspektive/n in unserem nördlichsten Landesverband, haben sich viele junge talentierte Spielerinnen einem anderen Verein, leider auch außerhalb unseres Regionalverbandes angeschlossen. Ich habe aber die Hoffnung, dass sich in Meck.-Pomm. ein leistungsstarker Standort entwickelt und den lokalen Talenten eine sportliche Heimat bietet.

Nations League: DFB-Frauen im Ostseestadion

Die Verantwortlichen des Landesfußballverbandes Mecklenburg-Vorpommern haben schon vor sehr langer Zeit ihr Interesse an der Ausrichtung eines Länderspiels signalisiert. Nach dem erfolgreichen Länderspiel im Oktober 2022 in Dresden (2:1 gg Frankreich vor 26.85 Zuschauern) ist es sehr erfreulich, dass in unserem Regionalverband die DFB-Frauen ein weiteres Heimspiel bestreiten. Mit dem Nations-League-Spiel gegen das hochklassige Team aus Dänemark erwartet die Fans im Rostocker Ostseestadion am 1. Dezember 2023 (Anstoß 20:30 Uhr) ein brisantes Duell.

NOFV: Wie sieht die Zukunft der NOFV Frauen-Regionalliga aus? …

Wutke: Wie in jeder Liga unterscheiden sich die Spielzeiten voneinander. Zurzeit erleben wir den Aufwärtstrend im Fußball der Frauen im Nordosten spürbar nah. Das ist aber kein Zufall: In unserer Region lag und liegt schon immer unglaublich viel Potenzial. Die ambitionierten Vereine heben das Niveau der Liga durch ihre sportlichen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen. Im Sinne des Wettkampfs zwingt das die anderen Vereine nachzuziehen. Das schlägt sich mitunter herunter bis auf die höchsten Spielklassen der Landesverbände. Inwieweit das von Dauer ist, wird sich noch zeigen. Aber wenn der Anspruch in den höheren Spielklassen steigt, müssen sich die ambitionierten Vereine aus den unteren Spielklassen eben anpassen - das erleben wir gerade. Und aus meiner Sicht nicht zum Schaden des Fußballs. Damit auch verbunden, dass sich zu den Bundesligisten aus Leipzig, Jena und Potsdam bald weitere Teams aus dem NOFV-Gebiet in den DFB-Spielklassen etablieren.

Highlights im Fußball der Frauen im NOFV-Gebiet:

15. Oktober 2023 RB Leipzig - VfL Wolfsburg in der Red Bull Arena (Anstoß 14 Uhr) Tickets

01. Dezember 2023 Deutschland - Dänemark im Ostseestadion (Anstoß 20:30 Uhr) Tickets bald im DFB-Ticketportal

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