Regionalliga Nordost
Chemie Leipzig: Es geht nur noch um Punkte

Chemie Leipzig lebt. Auch wenn die BSG seit Monaten in der Regionalliga Nordost gegen den Abstieg kämpft, das Team taumelt, die Konstanz fehlt – dieses vergangene Wochenende hat einen Funken Hoffnung gezündet. Das 2:2 gegen den Chemnitzer FC war mehr als nur ein Punktgewinn, es war ein emotionaler Fingerzeig inmitten des schwächelnden Saisonverlaufs.
Ein Spiel, das vieles offenbarte
Es war ein Abend, wie man ihn sich als Chemie-Fan oft wünscht, aber viel zu selten bekommt. Das Alfred-Kunze-Sportpark bebt, 4.999 Zuschauer schreien ihr Team nach vorne, auf dem Platz ein Team, das den Gegner einschnürt und Chancen kreiert. »Die Mannschaft lebt, die Mannschaft hat eine Idee, die Mannschaft steht zusammen«, lobte Interimstrainer David Bergner nach der Partie. Doch das Ergebnis war am Ende ernüchternd: Wieder nicht gewonnen, wieder ein später Rückschlag.
Tim Bunge war Sinnbild des Spiels. Ein schönes Tor geschossen, ein unglückliches Eigentor erzielt. »Viele Dinge richtig gemacht, ein geiles Tor gemacht, hinten helfen wollen – und sich dann vielleicht doch selbst im Weg gestanden«, kommentierte Bergner.
Das Remis war schmeichelhaft für Chemnitz, das bestätigte auch CFC-Coach Benjamin Duda: »Wir müssen zufrieden sein mit dem Punkt. Chemie hat unglaublich viel Druck gemacht.« Während der CFC im Niemandsland der Tabelle verharrt, sind es für die Leutzscher zwei verlorene Punkte im Abstiegskampf.
Alipour übernimmt – das neue Kapitel ab April
Doch der Blick richtet sich nach vorn. Am 1. April übernimmt Adrian Alipour das Ruder bei der BSG Chemie Leipzig. Und die Erwartungen an den 46-Jährigen sind hoch. »Wir haben unseren Wunschtrainer gefunden«, verkündete Sportdirektor Uwe Thomas stolz.
Alipour selbst zeigte sich auf der Pressekonferenz Ende Februar motiviert: »Ich habe mir nach dem ersten Gespräch mit David [Bergner] alle Fanvideos angeschaut und war sofort Feuer und Flamme. Ich wusste: Das will ich machen!« Sein Plan für die kommenden Wochen? »Wir zementieren diesen Tabellenplatz, das ist jetzt das einzige Ziel!«
Mit Erfahrung im unteren Profibereich und einem klaren Bekenntnis zu intensiver Arbeit bringt Alipour das mit, was Chemie in dieser Situation braucht. »Wir müssen aufhören, über eine schöne Spielweise zu reden. Jetzt geht es nur noch um Punkte, um Ergebnissport!« Eine klare Botschaft an eine Mannschaft, die zu oft schön spielte, aber nicht gewann.
Wandel oder weiter das alte Lied?
Dass Chemie trotz aller Probleme über eine eingespielte Mannschaft mit Qualität verfügt, hat der CFC-Coach Duda bestätigt: »Das war eine Elf, die den Sieg mehr wollte als wir.« Aber reicht Wollen allein?
Mit Alipour kommt nun ein Trainer, der für emotionalen, intensiven Fußball steht, der sich »spielerisch an Prinzipien festhalten« will, wie er es ausdrückt. Die Frage bleibt: Wird es ihm gelingen, die Mannschaft nachhaltig auf Kurs zu bringen? Die kommenden Wochen entscheiden darüber, ob Leipzigs Chemiker die Regionalliga halten oder in den Abgrund taumeln.
Was sicher ist: Langweilig wird es bei Chemie nie. Am Mittwoch wartet schon das nächste Schicksalsspiel gegen Hertha Zehlendorf. Und die Fans werden wieder hinter ihrer Mannschaft stehen, so wie sie es immer tun. »Kommt alle, wir brauchen euch!«, appellierte Bergner nach dem CFC-Spiel.
Holger Elias