Regionalliga Nordost

Zahlenstück zur Regionalligasaison 2016/17

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Alle fünf Regionalliga-Staffeln befinden sich in der Sommerpause. Zeit, um Bilanz zu ziehen und die Saison 2016/2017 Revue passieren zu lassen. Wer waren die besten Teams? Welche Mannschaften waren am torhungrigsten? Was waren die Kuriositäten? FUSSBALL.DE stellt die bemerkenswertesten Fakten zusammen.

Unterhaching punktet am besten: Regionalliga Bayern-Titelträger und Drittliga-Rückkehrer SpVgg Unterhaching stellte alle anderen Meister bei den Punkten in den Schatten. Nach 34 Partien standen für die Süddeutschen 83 Zähler zu Buche - im Schnitt 2,44 Punkte pro Begegnung. Kein anderer Klub kam an die Marke von 80 Punkten heran. Nord-Meister SV Meppen (79 Zähler/Schnitt: 2,32) scheiterte knapp, der FC Carl Zeiss Jena (75/2,2) im Nordosten und der FC Viktoria Köln (72/2,11) recht deutlich. Auch Südwest-Meister SV 07 Elversberg (78/2,16) schaffte es nicht, obwohl im Süden 36 Spieltage ausgetragen werden. Bei den meisten Siegen (je 25) liegen Unterhaching und Meppen allerdings gleichauf. Nur eine Niederlage bedeutet für die SpVgg dagegen eine weitere bemerkenswerte Bestmarke. Kurios: Die zweitwenigsten Niederlagen (drei) kassierte West-Vizemeister Borussia Dortmund U 23. Zum Vergleich: Ligaprimus Viktoria Köln ging achtmal leer aus.

Neustrelitz und Hof mit den wenigsten Zählern: Für die TSG Neustrelitz lief die vergangene Saison in der Regionalliga Nordost alles andere als nach Wunsch. Mit zwei Siegen, fünf Unentschieden und damit nur elf Punkten belegte die TSG den letzten Rang. Der Rückstand auf den Tabellenvorletzten FSV Budissa Bautzen betrug sieben, der auf Meister FC Carl Zeiss Jena 64 Zähler. Dennoch blieb Neustrelitz in der Liga. Weil die U 23 von RB Leipzig und auch der FC Schönberg 95 auf ihr Startrecht in der kommenden Saison verzichteten, gab es keinen sportlichen Absteiger. Leipzigs zweite Mannschaft wurde sogar ganz abgemeldet, Schönberg startet einen Neuanfang in der Landesliga. Nur wenig erfolgreicher als Neustrelitz war in der Bayern-Staffel die SpVgg Bayern Hof. Zwölf Zähler standen am Saisonende auf der Habenseite. Im Gegensatz zu Neustrelitz musste das Schlusslicht aus Hof absteigen. Mit Ausnahme von Bautzen (18), Hof und Neustrelitz kamen alle anderen Teams zumindest über die Marke von 20 Punkten.

Bayern-Staffel als Torfabrik - Norden geizt mit Treffern

Bayern-Meister kaum zu stoppen: Beim Toreschießen machte der SpVgg Unterhaching niemand etwas vor. Ligenübergreifend sind 95 Treffer der Bestwert. Viktoria Köln (91) konnte da noch am ehesten mithalten. Der SV Meppen traf 81-mal, die U 21 des 1. FC Nürnberg folgt mit 72 Treffern auf Rang vier. Bei dieser Statistik verwundert es wenig, dass in der Regionalliga Bayern auch insgesamt die meisten Tore fielen. Der Schnitt (3,21) liegt recht deutlich über drei Treffern pro Spiel. Insgesamt fielen in den 306 Spielen 982 Tore. Die West-Staffel (Gesamt: 915/Schnitt: 2,99) kam auf den zweitbesten Wert. Es folgen der Nordosten (883/2,89) und der Südwesten (939/2,75). Die wenigsten Treffer pro Begegnung fielen im Norden (806/2,63).

Tag des offenen Tores in Nöttingen: Die (absolut) meisten Gegentreffer aller Regionalligisten musste Regionalliga Südwest-Schlusslicht FC Nöttingen hinnehmen. 91 Gegentore kassierte der FCN. Das macht einen Schnitt von 2,53. Über - zumindest im Schnitt noch mehr Gegentore - ärgerte sich nur die SpVgg Bayern Hof (87/2,63). Auch bei den Sportfreunden Siegen (82/2,41) und bei der TSG Neustrelitz (80/2,35) stand in der Gegentor-Statistik vorne eine acht. Bei den erzielten Toren blieben nur zwei Klubs unterhalb von 30 Treffern. Regionalliga Nord-Schlusslicht SV Eichede und Budissa Bautzen (29) durften am seltensten ein Tor bejubeln.

Trotz bester Abwehr: Elversberg verpasst Aufstieg

Elversberg macht Schotten dicht: Den Grundsein für den späteren Titelgewinn in der Regionalliga Südwest legte die SV 07 Elversberg in der Defensive. Obwohl die SVE im Vergleich zur Konkurrenz aus den anderen vier Staffel zweimal häufiger im Einsatz war, stellten die Saarländer mit 22 Gegentoren (Schnitt: 0,61) die stabilste Abwehr. Bitter für Elversberg: Ausgerechnet in den beiden Aufstiegsspielen zur 3. Liga setzte es gleich fünf Gegentreffer (0:3 und 2:2 gegen die SpVgg Unterhaching). Damit verpasste die SVE zum zweiten Mal in Folge die Rückkehr in die 3. Liga. Playoff-Gegner Unterhaching kassierte während der regulären Saison nur ein Tor mehr (Schnitt 0,68). Verlass war auch auf die Hintermannschaft bei der U 23 von Borussia Dortmund (25/0,74).

Oft nur ein Tor pro Spiel: Häufigstes Ergebnis war fast in allen Staffeln das 1:0. Besonders oft endeten im Südwesten (65-mal) Duelle mit diesem knappen Endstand. Im Norden (56), Bayern (44) und Nordosten (43) war das 1:0 ebenfalls die Nummer eins. Nur im Westen stand ein 2:1 (46) am häufigsten auf der Anzeigetafel.

Hachings Stephan Hain: 32 Tore in nur 28 Spielen

Sieben auf einen Streich: Den höchsten Saisonsieg fuhr die U 23 des FC Augsburg aus der Regionalliga Bayern ein. Bereits am 3. Spieltag gab es einen 12:0-Kantersieg gegen Aufsteiger SV Seligenporten. Damit stellte der FCA-Nachwuchs einen neuen Rekord auf. Noch nie zuvor hatte eine Mannschaft aus der Regionalliga Bayern so hoch gewonnen. Und das war noch nicht alles: Der 19-jährige FCA-Stürmer Marco Richter traf beim 12:0 siebenmal. Ebenfalls ein neuer Rekord! Insgesamt erzielte das Augsburger Talent 24 Saisontreffer. Bemerkenswert: Allein in den letzten fünf Spielen traf Richter achtmal.

Nur Stephan Hain über 30: Die 24 Tore von Marco Richter hätten in vielen Staffeln für Rang eins in der Torschützenliste gereicht. Nicht aber in der Regionalliga Bayern. Dort sorgte der frühere Bundesligaprofi Stephan Hain vom Meister SpVgg Unterhaching mit 32 Treffern (bei nur 28 Einsätzen) für die eindrucksvolle Bestmarke. Noch vor Richter war der künftige Hachinger Stefan Schimmer (29 Tore/FC Memmingen) auf Platz zwei zu finden. Mike Wunderlich erzielte im Westen für Viktoria Köln ebenfalls 29 Treffer, war damit aber die Nummer eins in seiner Staffel. Im Südwesten gab es mit Muhamed Alawie vom Absteiger Eintracht Trier und Patrick Schmidt vom 1. FC Saarbrücken (je 22) zwei Torschützenkönige. Federico Palacios (22/RB Leipzig U 23) im Nordosten und Benjamin Girth (20/SV Meppen) im Norden sicherten sich ebenfalls eine „Krone“.

21.100 Fans sehen Alemannia Aachen gegen Kölner U 21

Hafenstraße der Zuschauermagnet: Die meisten Fans kamen zu den Spielen des ehemaligen Bundesligisten Rot-Weiss Essen ins Stadion an der Hafenstraße. Zu den 17 Heimpartien der Essener, die die Saison in der Regionalliga West auf Tabellenplatz fünf beendeten, kamen 133.704 Besucher. Das sind durchschnittlich 7865 Zuschauer pro Begegnung. Den zweit- und dritthöchsten Zuschauerschnitt weisen mit dem Essener Ligakonkurrenten Alemannia Aachen (6506) sowie dem Nordost-Regionalligisten FC Energie Cottbus (5436) ebenfalls zwei ehemalige Erstligisten auf. Bemerkenswert bei Aachen: Zur Partie gegen die U 21 des 1. FC Köln (3:2) kamen 21.100 Besucher in das Tivolistadion. Grund für die riesige Kulisse: Das Spiel wurde unter dem Motto „Stop Tihange“ ausgetragen. Die Alemannia beteiligte sich damit an einem Protest der Region für eine Schließung des belgischen Atomkraftwerks Tihange, das rund 60 Kilometer von Aachen entfernt liegt. Das AKW gilt nach Einschätzung von Wissenschaftlern als unsicher, weil unter anderem „tausende feine Risse im Reaktorbehälter“ bekannt geworden waren. Insgesamt war die Regionalliga West - nicht zuletzt dank RWE und Aachen - auch die Viertligastaffel mit dem höchsten Zuschauerschnitt (1815). Es folgen der Südwesten (1785), der Nordosten (1286), die Regionalliga Bayern (766) und die Nord-Staffel (709).

Torwart-Tor für Klassenverbleib: Dass der TSV Buchbach unmittelbar nach dem Abpfiff des letzten Saisonspiels für eine weitere Saison in der Regionalliga Bayern planen konnte, hätte dramatischer nicht zustande kommen können. Am 34. Spieltag setzte sich das Team von Trainer Anton Bobenstetter beim TSV 1860 Rosenheim 3:2 (1:1) durch und verteidigte damit zum Saisonabschluss den rettenden 14. Tabellenplatz. Den entscheidenden Treffer für die Buchbacher erzielte dabei Torwart (!) Alexander Strobl erst in der sechsten Minute der Nachspielzeit. Weitere Last-Minute-Tore von Strobl wird es zumindest für Buchbach nicht geben. Der 24-jährige Österreicher hofft auf ein Angebot aus dem Profifußball und verließ deshalb den TSV.

Schiri Fritsch rettet Offenbachs Torwart Endres das Leben

Wenn der Schiedsrichter zum Helden wird: Die gleichzeitig dramatischste, rückblickend aber wohl auch schönste Szene der vergangenen Regionalligasaison spielte sich im Südwesten während des Derbys zwischen dem KSV Hessen Kassel und den Offenbacher Kickers (1:0) ab. Beim Siegtreffer, den KSV-Stürmer Sebastian Schmeer (90.) im Nachsetzen erzielte, hatte dessen erster Schussversuch den Offenbacher Torhüter und Kapitän Daniel Endres so schwer am Hals getroffen, dass der Schlusmann bewusstlos auf dem Boden liegen blieb. Zum Retter wurde Schiedsrichter Tobias Fritsch (Bruchsal). Denn: Was zunächst für die meisten Besucher im Auestadion im Torjubel des KSV Hessen oder in der Enttäuschung der OFC-Fans unterging, erkannte der 26-jährige Unparteiische sofort. Fritsch reagierte blitzschnell und kümmerte sich um den regungslosen Endres, der seine Zunge verschluckt hatte. Der Referee leistete Erste Hilfe, legte Endres in die stabile Seitenlage, fixierte die Zunge und rief Unterstützung herbei. Dr. Thomas Krause, Mannschaftsarzt von Hessen Kassel, übernahm mit weiteren Betreuern die Behandlung.

„Ich habe sofort gemerkt, dass etwas nicht in Ordnung war, weil Daniel Endres regungslos auf dem Rücken liegen geblieben war. Als ich gesehen habe, dass er bewusstlos ist, habe ich instinktiv gehandelt. Zum Glück kam er schnell wieder zu Bewusstsein“, erklärt Fritsch. Endres war nach seinem Unfall zunächst noch zur Sicherheit ins Krankenhaus gebracht worden, er konnte die Klinik aber nach kurzer Zeit schon wieder verlassen. Gut zwei Wochen später stand der OFC-Kapitän schon wieder zwischen den Pfosten. Die komplette Rückserie verpasste der 32-Jährige dann allerdings wegen einer Knie-Operation.

Dank Handy-Ortung: Trierer Spieler stellen Dieb

Sechs Absteiger im Südwesten: Besonders dramatisch war der Abstiegskampf in der Regionalliga Südwest. Gleich sechs Vereine mussten sportlich eine Liga runter. Das sorgte für ein „Hauen und Stechen“ bis zum letzten Spieltag. Ex-Bundesligist Stuttgarter Kickers rettete sich dabei auf den letzten Drücker durch ein 2:0 bei der zweiten Mannschaft der TSG 1899 Hoffenheim. Dem FK Pirmasens reichte ein 2:0 gegen den TSV Steinbach nicht, um den rettenden 13. Rang noch zu erreichen. Dafür hätten die Stuttgarter Kickers gleichzeitig verlieren müssen. Nach Teutonia Watzenborn-Steinberg, Eintracht Trier und dem FC Nöttingen erwischte es auch den FC 08 Homburg und die U 23 des 1. FC Kaiserslautern. Ex-Bundesligist Homburg setzte sich zum Abschluss in einem torreichen Duell bei Watzenborn-Steinberg 4:2 durch, die zweite Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern musste sich zum Abschluss beim Schlusslicht aus Nöttingen 0:4 geschlagen geben. Insgesamt stiegen sportlich 13 Klubs aus den Regionalligen ab - allein sechs davon im Südwesten.

Eintracht-Spieler auf Verbrecherjagd: Als die Spieler des künftigen Oberligisten SV Eintracht Trier nach der Partie gegen Wormatia Worms (2:2) in die Kabine kamen, waren die Wertsachen einiger Akteure und des damaligen Co- und späteren Cheftrainers Rudi Thömmes verschwunden. Ein Dieb hatte Portemonnaies, Smartphones und Autoschlüssel entwendet. Die Spieler konnten jedoch das Smartphone von Nachwuchsspieler Vincent Boesen orten und begaben sich - zusammen mit einigen Security-Mitarbeitern - in Richtung Trier-Nord. In einer Wohnsiedlung stellten sie gemeinsam mit der Polizei tatsächlich den Täter und erhielten einen Großteil der Wertsachen zurück. Co-Trainer Thömmes war erleichtert, dass „bis auf 90 Euro und zwei SIM-Karten für die Handys“ alles wieder da war und sprach von einer „super Teambuilding-Maßnahme“. Kurios: Sowohl der verletzte Spieler Holger Lemke als auch der damalige Eintracht-Trainer Oscar Corrochano hatten den Dieb noch im Stadion gesehen. Beide wussten ihn zwar nicht einzuordnen, dachten aber nicht daran, dass er Wertsachen gestohlen haben könnte. Lemke traf ihn sogar in der Kabine an, hielt ihn aber für einen Catering-Mitarbeiter. mspw

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